Waldhotel

Elfenberg

Die Geschichte des Elfenbergs

Eine Stunde des Wegs hinter Blomberg liegt ein Berg, den nennen die Leute „Nessenberg.“ Eigentlich aber müsste dieser Berg „Elfenberg“ heißen. Vor langer langer Zeit stand am Fuße dieses Berges ein kleines Haus, in dem ein Bauer mit seinem Sohn wohnte. Dem gehörte damals der Berg. Der Bauern war ein recht munterer Mann und sein Sohn war fleißig und guter Dinge, bis er eines Tages eine Waldelfe sah.

Da wurde er ein Träumer. Und das ging so zu:  Oben auf dem Berge, zwischen hohen Tannen war eine Waldwiese. Die liebte er ganz besonders und am Sonntagnachmittag ruhte er gerne im grünen Gras aus. Da lag er so weich, der Wind spielte mit den Wipfeln der Tannen und die Sonne schien warm auf seinen Rücken. Oft schlief er dann ein. Aber wenn die Sonne verschwand und die Luft kühler wurde erwachte er gleich und ging heim. Eines Sonntags im Frühling war er ganz besonders müde. Kaum hatte er sich im Grase ausgestreckt, schlief er auch schon ein. Er schlief und schlief und erwachte nicht eher, bis der Mond hoch am Himmel stand und ihm direkt ins Gesicht schien. Eigentlich erwachte er durch ein sonderbares Geräusch. Es war ein leises Rauschen und Rascheln um ihn her, wie von tanzenden Füßen. Er fing an zu blinzeln und was er sah das machte ihn gleich munter. Auf der Wiese nämlich tanzte eine Elfe im Mondenschein. In ihren Händen hielt sie lange durchsichtige Tücher und Schleier aus zartem Nebel gewoben. Sie drehte sich und wiegte sich und ihre nackten Füßchen sprangen im Takt und die Tannen rauschten ganz leise eine zarte Melodie. Stumm lag der Bauernsohn und wagte nicht sich zu rühren. Auch sie hatte ihn nicht bemerkt. Sie tanzte solange der Mond schien. Dann verschwand sie und er ging nach Hause.

Am anderen Morgen wollte er an seine Arbeit gehen aber sie ging ihm gar nicht von der Hand, denn seine Gedanken waren immer noch bei der Elfe.  Je mehr es Abend wurde, desto mehr wuchs seine Unruhe. Und als dann der Mond aufging, schlich er sich in den Wald. Doch wie er auch wartete - diesmal kam die Elfe nicht. Den nächsten Tag und alle folgende Abende ging es ihm nicht besser. Er wußte nicht, dass die Elfe nur dann tanzte, wenn der Vollmond schien.

Wie er sie nun gar nicht wieder sah, wurde er sehr traurig. Den ganzen Tag dachte er an sie und des Nachts konnte er nicht schlafen, so weh tat ihm das Herz.

Sein Vater zerbrach sich den Kopf über das sonderbare Wesen seines Sohnes. Als nun eines Abends der Vollmond wieder schien und der Bauernbursche sein Heil noch einmal versuchen wollte indem er zur Waldwiese ging, schlich sein Vater ihm leise nach. Und gerade an diesem Abend tanzte die Elfe wieder. Dieses Mal bemerkte sie aber den jungen Menschen. Da sah sie ihn mit ihren dunklen Augen an und fragte: “Siehst du mich gern tanzen?“ Er antwortete: “Du tanzt so schön, dass keiner dir widerstehen kann und käme selbst ein König der die besten Tänzerinnen der Welt gesehen hätte, sähe er dich, so würde er nur dich lieben und ewig Sehnsucht haben dich tanzen zu sehen.“

„Du bist mir lieber als der reichste König, denn du hast gute Augen und ein treues Herz. Du wirst mich nicht verraten. Wenn der Vollmond scheint, bin ich hier und tanze. Ich erlaube dir zu kommen, nur darfst du niemand etwas davon sagen.“

Dieses Gespräch hörte der alte Bauer mit an, aber weil er Träumer nicht leiden konnte, beschloss er der Elfe einen Schabernack zu spielen. Am anderen Morgen schickte der Bauer seinen Sohn in die nächste Stadt. Er selbst grub die Waldwiese um und pflanzte Brennnesseln und Disteln darauf. Natürlich dauerte es nicht lange, so war das weiche, grüne Gras verschwunden, und nichts als struppiges Unkraut bedeckte den Boden. Als nun die Elfe im nächsten Monat wiederkam und tanzte, verbrannte sie sich die Füße an den Nesseln und die Schleier zerrissen an den Disteln.

Da kam die Elfe nie wieder.

Doch die Nesseln wuchsen und wucherten so, dass die Blumen erstickten und die Tannen und Bäume auf dem Berge verdorrten. Der Bauernsohn aber konnte die Elfe nicht vergessen und wurde immer trauriger.

Der alte Bauer wurde später der „Nessenbauer“ genannt und der Berg der „Nessenberg“. Als der Bauer und sein Sohn gestorben waren, da vergingen die Nesseln wieder und die Tannen, Eichen und Buchen gediehen wie früher. 

Wer weiß, vielleicht ist auch die Elfe zurückgekommen? 

Wenn ihr es wissen wollt so geht einmal hin wenn der Vollmond scheint, zum Elfenberg.

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